Womacka 2010

Geschmacksache oder Politikum ?

Ein Bild von Walter Womacka sorgt für Diskussionen

Es fing alles ziemlich unaufgeregt an. Das Tryptichon „Der Mensch verändert seine Welt“ von Walter Womacka hing jahrelang im Eingangsbereich der Saarmunder Schule. Dann standen Renovierungsarbeiten an und das Bild – so erinnert sich nach Presseberichten die frühere Schulleiterin und heutige Gemeindevertreterin Annerose Hamisch-Fischer – wurde fast entsorgt. Schließlich wurde es aber gut verpackt in den Keller gerettet. Dort blieb es einfach stehen, denn offensichtlich vermisste es in der Schule niemand.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als der Tod des Künstlers im September neue Aufmerksamkeit erregte. Seitdem wird in der Gemeindevertretung über die Zukunft des Bildes debattiert. Eine Option ist danach der Verkauf des Bildes, da ein mit mehreren Tausend EURO untersetztes Kaufangebot eines regionalen Unternehmers vorliege und auch ein Angebot der „Ifa-Freunde Trebus“, die zwar nur 300 EURO bieten würden, dafür aber ein eigenes Ausstellungsgelände hätten.

Was aber ist der nach vielen Schuljahren zweifellos sanierungsbedürfte „Saarmunder Womacka“ Wert? Hier zeigt die Verwaltung Skepsis, Geld der Gemeinde für ein Wertgutachten auszugeben. Deshalb wird auch eine Leihgabe an das Kulturzentrum der Burg Beeskow ins Spiel gebracht, das über einen großen Fundus an DDR-Kunst verfüge, oder aber eine vorübergehende Ausstellung im Nudower Gemeindezentrum.

Auf die große Bedeutung des Bildes für die Gemeinde verweist dagegen Annerose Hamisch-Fischer (LINKE), die in den 1980er Jahren Direktorin der Schule war. Als die die Schule vor der Eröffnung stand, sei es über persönliche Beziehungen gelungen, das dreiteilige Bild direkt von einer Moskauer Ausstellung hierher zu holen. Ein Verkauf komme deshalb nicht in Frage, das Bild solle renoviert und dann wieder in der Schule oder in einem anderen öffentlichen Gebäude aufgehängt werden.

Für diesen Fall schlug die SPD-Fraktionsvorsitzende Monika Zeeb vor, das Bild zu kommentieren. Etwa durch den Hinweis, dass Womacka auch als Auftragskünstler der DDR-Führung gewirkt und noch nach der Wende Stasi und Mauer gerechtfertigt habe – was nachzulesen sei in seiner Autobiografie. Dafür zeigte aber Gemeindevertreterin Hamisch-Fischer keinerlei Verständnis: Diese Argumente erinnerten an Bilderstürmerei. Sie seien vor allem „respektlos den Bürgern gegenüber, die hier gelebt und gewirkt haben“, lässt sie über die Presse verlauten und kündigte eine Informationsveranstaltung mit dem „Freundeskreis Walter Womacka“ an. Dies wiederum stieß bei SPD-Fraktionschefin Zeeb auf Zustimmung, bis dahin könne die Entscheidung über die Zukunft des Bildes dann zurückgestellt werden.

Vesuv-Aquarell

Kommentar Monika Zeeb

Mir persönlich gefällt der „Saarmunder Womacka“, soweit ich das nach dem in der Presse abgedruckten Photo beurteilen kann. Auch einige andere Werke des 1925 im Sudetenland geborenen Malers und langjährigen Rektors der Kunsthochschule Berlin-Weißensee finde ich schön – z.B. sein Vesuv-Aquarell von 1979.

Gegenstände II
Puppen

 

Manch anderes Bild von ist mir allerdings zu kitschig – die „Gegenstände II“ von 1981 z.B. – oder zu „bemüht“ um das Außergewöhnliche, z.B. die „Puppen“ von 1987.

 

Aus manch anderem Werk scheint mir auch weniger das „Künstlerische“ durch als ein schlichter Gestaltungsauftrag an einen für die Staatsobrigkeit verfügbaren Künstler der sogar Entwürfe auf Wunsch der Führung noch abänderte, wozu sich Womacka sogar in seiner Autobiographie „Farbe bekennen“ mit einem prominenten Beispiel selbst bekannte.

Ich finde den „Saarmunder Womacka“ übrigens trotzdem schön, obwohl Womacka in seinem Buch selbst schreibt, dass er andere Künstler schon mal als „Affen“ bezeichnet hat und die Unfreiheit und auch Tod bringende Mauer zwischen den deutschen Staaten verteidigte. Denn das Bild kann nichts dafür, dass der Künstler sich irrte, sich in die Dienste schlechter Herren stellte und sich dafür noch bis zuletzt rechtfertigte.

Ich hätte also gar nichts dagegen, wenn man das Saarmunder Bild hier in Nuthetal wieder zeigen würde, ohne über die zweifelhafte Rolle des Künstlers im SED-System zu schweigen. Erst recht nicht, wenn man das Bild wieder in einer Schule aufhängen will. Aber vor allem sollte man vorher die Schule fragen. Vielleicht finden ja die Lehrer und die Schüler das Bild ja gar nicht so schön …